Umgangsformen für Asien-Reisen

„Gutes Benehmen hilft grundsätzlich überall. Aber was bei uns als höflich gilt, wirkt in Asien manchmal nur daneben. Uns geht es bei unseren Reisen darum, Verständnis für das jeweilige Anders-sein aufzubauen und das Anders-sein zu erklären“, so Rüdiger Lutz, Chef des Münchner Reiseveranstalters Asien Special Tours. Der Schwerpunkt des Spezialveranstalters liegt dabei auf Myanmar, Vietnam, China und Zentralasien.

Seine Tipps und Erfahrungen gibt Firmengründer Rüdiger Lutz gerne weiter. Folge eins dieser Serie widmet sich der zweitwichtigsten Sache der Welt: Essen. In Folge zwei erklärt Asien Special Tours, warum man Chinesen am besten keine Blumen schenken sollte und in Folge drei geht es um die Herausforderungen im Umgang mit Fremdwährungen.

Von der richtigen Verbeugung
Die Begrüßung kann in Asien zur echten Herausforderung werden, denn die in vielen Ländern typische Verbeugung, eventuell sogar noch mit zusammengefalteten Händen, sollte man als Ausländer nicht einfach so nachmachen. Bereits der kleinste Fehler, wie die Tiefe der Verbeugung, hat große Auswirkungen. In Laos, Myanmar bzw. in allen Ländern, die mehrheitlich buddhistisch geprägt sind, ist Händeschütteln unüblich. Zur Begrüßung faltet man die Hände entweder auf Gesichts- oder Brusthöhe und verneigt sich leicht. Aber Achtung – nicht übertreiben. China und Japan sind bei der Begrüßung Ausländern gegenüber gerade im Umbruch. Obwohl in beiden Ländern die Verbeugung – ohne gefaltete Hände – üblich ist, kann es sein, dass Sie mit Handschlag begrüßt werden. Aber Achtung – verkneifen Sie sich den typisch herzhaften deutschen Handschlag. Der west-östliche Handschlag sollte eher lasch sein. Auch in Vietnam ist mittlerweile der westliche Handschlag üblich. In Indien schließlich sollte man auf die angedeutete indische Verbeugung am besten mit einem kurzen Kopfnicken antworten.

Pünktlichkeit ist eine Zier
Und wird in Japan und China genauso ernst genommen wie bei uns. Ganz anders dagegen in Indonesien und Indien. In Indonesien herrscht „jam karret“, was soviel bedeutet wie Gummi-Zeit. Verspätungen sind das Selbstverständlichste auf der Welt. Indien dagegen hat die „Five minutes only“ (Un-)Pünktlichkeit und dahinter kann sich alles verbergen, aber ganz bestimmt nicht nur fünf Minuten. Zeit läuft nicht ab, sie wiederholt sich, heißt es im Hinduismus. Sollten Sie das Glück haben, in das Haus ihres Gastgebers eingeladen zu werden, kommen Sie auf gar keinen Fall pünktlich. Sie würden Ihre Gastgeber in hellen Aufruhr versetzen. Bei einer privaten Einladung gehört es zum guten Ton, zu spät zu kommen – gerne bis zu einer Stunde und mehr.

Finger weg im Tempel
Wenn Sie einen buddhistischen Tempel besuchen, achten Sie bitte darauf, mit ihren Fingern oder Füßen nicht auf Dinge und Personen zu zeigen. Sollten Sie sich setzen, dürfen Ihre Füße nicht auf andere Menschen zeigen, auf gar keinen Fall aber in Richtung des Buddhas – sei es nun eine Statue oder ein Bild. Und wenn Sie dann auch noch beim Verlassen des Tempels rückwärts gehen und erst in einiger Entfernung Buddha den Rücken zukehren, können Sie sich der Hochachtung ihre Umgebung sicher sein. Und bitte riechen Sie auf keinen Fall an den Blumenspenden oder berühren diese – sie gehören den Göttern und nicht Ihnen.

Die Sache mit der Gestik
Die für uns sicherlich missverständlichste Geste ist der indische Kopfwackler. Inder vermeiden gerne klare Positionen und der Kopfwackler hilft ihnen dabei, denn er kann so ziemlich alles zwischen „Ja“ und „Ich denke darüber nach“ bedeuten. Das indische „Nein“ ist auch nicht einfacher: ein kurzer Ruck mit dem Kopf ist schon alles, unmissverständlich wird es nur, wenn ein abschätziges Zungenschnalzen dazu kommt.

Umgekehrt empfinden Asiaten unser heftiges Gestikulieren oder Zeigen mit dem Zeigefinger als bedrängend oder gar demütigend. Wenn Sie auf etwas zeigen wollen, nehmen Sie dazu besser die ganze Hand mit nach oben geöffneten Handflächen. Und winken oder schnippen Sie nie einen Kellner oder Straßenverkäufer heran – diese krasse Geste wendet man in Asien nur für Hunde an.

Gastgeschenke
Bei privaten Einladungen ist es üblich, Geschenke zu machen. Wundern Sie sich aber bitte nicht, wenn ihr Geschenk unausgepackt bleibt. In Asien werden Geschenke niemals vor den Augen des Schenkenden geöffnet, das würde gierig wirken. Und Geschenke auch nie in weißes oder schwarzes Papier verpacken. Weiß gilt in ganz Asien als Farbe der Trauer und des Todes. Ebenso wie man mit Blumen nur die Toten ehrt. Vermeiden Sie vor allem die Zahl vier – sie gilt in China als Unglückszahl. Acht dagegen ist eine Glückszahl. Beliebt sind Geschenke, die mit Ihrem Heimatland zu tun haben und typisch für dessen Kultur stehen. Vergessen Sie beim Kofferpacken also nicht den Wappenteller ihrer Heimatstadt, den Kunstdruck des Stadtpanoramas oder den bayrischen Bierseidel. Sind Kinder in der Familie, sollten auch diese mit einer Kleinigkeit bedacht werden.

Die Nase läuft
Was tun, wenn die Nase läuft? Schnäuzen in der Öffentlichkeit gilt in den meisten asiatischen Ländern als extrem unfein, vor allem wenn dabei das Taschentuch auch noch mehrmals verwendet wird. Für Asiaten völlig unvorstellbar und extrem unrein. Am besten ist es, die Toilette aufzusuchen. Dann stört man niemanden. Hochziehen ist dagegen völlig ok. Andere Länder – andere Sitten.

„No problem, Sir“
Asien kann einen mit seiner Gelassenheit ganz schön fordern. Aber es hilft nichts. Bleiben Sie selbst gelassen, bleiben Sie freundlich. Denn Asien tickt anders, als das überregulierte Europa. Hängen Sie nicht den Besserwisser heraus und versuchen Sie schon gar nicht, den Gastgebern ihr eigenes Land zu erklären. Das funktioniert nicht und würde im umgekehrten Fall bei uns auch nicht funktionieren. Wer sich aufregt, bei dem dauert es unter Garantie länger. Ziehen Sie stattdessen die Höflichkeitskarte, lenken Sie ein und ab, zeigen Sie wohldosierten Humor, erkundigen Sie sich nach der Familie, machen Sie Komplimente und singen dabei innerlich das „Ohm“. Und vergessen Sie bitte nie: Oberstes Gebot in Asien ist es, in jeder Lebenssituation das Gesicht zu wahren.

No photos, please
Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass sich die Menschen in Asien gerne fotografieren lassen. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Viele Menschen haben Angst vor dem bösen Blick und reagieren sehr verärgert, wenn man ohne Fragen mit der Kamera auf sie hält. Deshalb bitte immer vorher fragen, denn Sie wollen ja kein schlechtes Karma auf sich laden, oder?

Weitere Informationen und Buchungsanfragen: www.asien-special-tours.de

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