Diabetes ohne spezielle Ernährung

Menschen mit Diabetes brauchen keine besonderen Ernährungs- und
Lebensstilempfehlungen

Ergebnisse einer großen
Langzeit-Beobachtungsstudie weisen darauf hin, dass Menschen mit
Diabetes keine anderen Ernährungs- und Lebensstilempfehlungen benötigen
als die breite Öffentlichkeit. Nach diesen neuen Studiendaten
profitieren sie sogar mehr von den üblichen Empfehlungen als nicht an
Diabetes erkrankte Menschen. Diewertje Sluik, welche die
wissenschaftlichen Arbeiten am Deutschen Institut für
Ernährungsforschung (DIfE) in der Abteilung Epidemiologie
durchführte, publizierte zusammen mit ihren Kollegen ihre Ergebnisse
in der Fachzeitschrift Diabetologia (Sluik, D. et al. 2013; DOI
10.1007/s00125-013-3074-y).

In der neuen Studie untersuchten die Wissenschaftler, ob sich die
Zusammenhänge zwischen Lebensstilfaktoren und Sterblichkeitsrisiko
zwischen Menschen mit und ohne Typ-2-Diabetes unterscheiden.
Basis für die Analyse bildeten die Daten der European Prospective
Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC), eine der größten
europäischen Ernährungsstudien, die seit 1992 die Zusammenhänge
zwischen Lebensstil und dem Entstehen chronischer Krankheiten
untersucht. Die Wissenschaftler werteten die Daten von 6.384
Studienteilnehmern mit Diabetes und 258.911 Personen ohne Diabetes aus.

Dabei berechneten die Epidemiologen sowohl bei den Menschen mit Diabetes
als auch bei den nicht an Diabetes erkrankten Personen, welche
Zusammenhänge zwischen dem Sterblichkeitsrisiko und dem
Body-Mass-Index bzw. dem Taillen-Körperlängen-Quotienten, 26
Lebensmittelgruppen, dem Alkoholkonsum, der körperlichen Aktivität und
dem Raucherstatus bestehen.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen mit Diabetes im
Vergleich zu Personen ohne Diabetes generell ein um 62 Prozent höheres
Sterblichkeitsrisiko hatten. Wie sie auch zeigen konnten, beeinflussten
in beiden Gruppen jedoch nahezu die gleichen Faktoren das
Sterblichkeitsrisiko. So waren Rauchen, eine geringe körperliche
Aktivität, ein hoher Alkoholkonsum, ein hohes Gewicht, eine obst- und
gemüsearme sowie fett- und fleischwarenreiche Ernährung mit einem
erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden. Die beiden Personengruppen
unterschieden sich zwar bei den einzelnen Risikofaktoren hinsichtlich
der Stärke der beobachteten Beziehungen, jedoch nicht hinsichtlich der
Richtung der Risikobeziehung. Bei den an Diabetes erkrankten Menschen
fiel auf, dass sich der Verzehr von Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen,
Nudeln, Geflügel und Pflanzenöl besonders positiv auf ihr Sterberisiko
auswirkte.

„Die Studie ist ein Anhaltspunkt dafür, dass die Empfehlungen für eine
gesunde Lebensweise für Menschen mit und ohne Diabetes die gleichen sein
sollten“, so die Autoren. Sie weist aber auch darauf hin, dass
Personen mit Diabetes sich stärker mit ihrer Ernährung auseinandersetzen
sollten, da ihr Sterberisiko zum einen größer ist als das der nicht
erkrankten Menschen und zum anderen sich der Verzehr einiger
Lebensmittelgruppen bei ihnen besonders günstig auswirkt. „Mit dieser
Studie haben wir einen weiteren Hinweis bekommen, dass eine gesunde
Lebens- und Ernährungsweise vielfältige positive Wirkungen besitzt und
dass diese Einsicht auch für schon Erkrankte gilt“, sagt Heiner
Boeing, Leiter der Abteilung Epidemiologie am DIfE sowie der Potsdamer
EPIC-Studie.

Hintergrundinformation:
Die EPIC-Studie ist eine prospektive Studie, die Zusammenhänge zwischen
Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes
untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn
europäischen Ländern mit insgesamt 519.000 Studienteilnehmern im
Erwachsenenalter beteiligt. Die Potsdamer EPIC-Studie ist mit mehr als
27.000 Teilnehmern ein Teil der EPIC-Studie.

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die
Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für
Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln.
Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das DIfE ist zudem ein Partner
des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung
www.dzd-ev.de

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