Champagner in der Krise

Der Champagner-Experte Prof. Charters von der Reims Management School prognostiziert ein weiteres schwaches Jahr

Die Krise der Eurozone hat auch den Champagner-Markt maßgeblich belastet. So sind die weltweiten Champagner-Exporte im ersten Halbjahr 2012 um 6,5% zurückgegangen. Experten befürchten zudem, dass die Schlussbilanz für 2012 insgesamt sogar noch schlechtere Ergebnisse hervorbringt, als das Jahr 2011, zumal die Länder, die am stärksten vom wirtschaftlichen Abschwung in Europa betroffen sind, gleichzeitig die größten Märkte für Champagner sind. Tatsächlich gingen 80% der Lieferungen in die Eurozone.

Wird sich der Champagner-Markt 2013 erholen?
Ökonomen schließen eine globale wirtschaftliche Erholung im Jahr 2013 nicht aus, doch Steve Charters, Leiter des Lehrstuhls für Champagner-Management an der Reims Management School, prognostiziert eine Erholung des Champagner-Markts nicht vor 2014 oder 2015.

Champagner als Konjunkturindikator
„Champagner ist ein verlässlicher Indikator für den Stand der Wirtschaft“, erklärt Charters im Gourmet Report Gespräch. Am Champagnerabsatz, der zurzeit die Wirtschaftskrise der Eurozone widerspiegelt, lassen sich deutlich Veränderungen im Konsumverhalten ablesen. Wie in allen früheren Krisen, in denen die Verkaufszahlen schlecht waren, stellt sich auch diesmal die Frage, wie lange diese Krise andauern wird. Die Rezession 2008 hielt nur recht kurz an, vor allem dank Asiens Stützung der Weltwirtschaft. Dieser Logik folgend hatte die Champagnerindustrie die richtige Intuition, Asiens aufstrebende Märkte zu erschließen. Allerdings ist Champagner nach wie vor stark abhängig von den Entwicklungen in Europa und so ist es auch dort, wo wir die Antwort finden müssen. Wie lange wird der Abschwung in Europa noch anhalten? Keiner von uns hat eine Kristallkugel, aber wenn wir bedenken, was wir in 2012 gesehen haben, ist es unwahrscheinlich, dass Europa im Jahr 2013 kein Wachstum zu verzeichnen haben wird. Der Champagner-Markt wird sich nicht vor 2014 oder 2015 erholen. Die Zeit der schlechten Verkaufszahlen des Jahres 2012 – die übrigens den Zahlen von 1991 entsprechen – scheint noch lange nicht vorbei zu sein.

Langfristige Herausforderungen
Nach Charters werden die langfristigen Aussichten für Champagner von der Fähigkeit abhängen, sich dieser Abfolge von Krisen anzupassen. „Champagner-Hersteller wissen, dass sie ihre Exporte diversifizieren müssen, was auch ihre Hinwendung zu den aufstrebenden Märkten erklärt. Aber nicht alle Champagner-Hersteller sind in der Lage, ausreichend zu diversifizieren und einige von ihnen werden einen Weg finden müssen, ihren europäischen Verkauf zu verbessern. Unter diesen Umständen wird das Image des Champagners leiden in einem Markt, in dem es gleichzeitig ein Überangebot an anderen Schaumweinen gibt. Auf lange Sicht können wir uns gut ein Szenario vorstellen, in dem es Wettbewerber gibt, die der Champagner-Industrie gut tun würde, da sie dann gezwungen wäre, ihre Funktionsweise zu verändern.“

Wir, die Gourmet Report Redaktion, werden heute, also um ganz genau zu sein, morgen sehr früh, dem krisengeplagten Getränk helfen und einige Flaschen vernichten, am liebsten natürlich Piper-Heidsieck Prestige Cuvée Rare 2002!

Wir hoffen, dass auch Sie lieber Leser, eine wundervolle Silvesternacht mit Champagner in Strömen geniessen können!
Ihnen und Ihren Lieben ein gesundes, neues Jahr 2013!

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