KANAREN: Neues aus Güímar

Sechs rechteckig langgestreckte, pyramidenförmige Terrassenbauten aus mörtelfrei aufgeschichteten Lavasteinen sind das Zentrum des Ethnographieparks von Güímar, der zur Gemarkung Chacona im Südosten Teneriffas gehört. Sie weckten in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Interesse des norwegischen Anthropologen, Thor Heyerdahl, der bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit den Stufenpyramiden der Maya und der Azteken in Mexiko oder Ägypten, Mesopotamien, Sardinien oder Sizilien entdeckte. Über die Herkunft und das Alter der Pyramiden gibt es verschiedene Theorien, doch nach Heyerdahls Untersuchungen fingen auch andere Fachleute der Archäologie an, die Existenz der Pyramiden mit alten Zivilisationen in Zusammenhang zu bringen. Untersuchungen der archäologischen Abteilung der Universität von La Laguna zeigten, dass die Pyramiden auf die Sonnenwenden von Sommer und Winter ausgerichtet sind. Am Tag der Sommersonnenwende kann man von der Plattform der größten Pyramide einen zweifachen Sonnenuntergang erleben.

1998 wurde das 65.000 Quadratmeter große Areal der Pyramiden für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und zum ethnographischen Park „Pirámides de Güímar“ umgewandelt. Das angeschlossene Museum befindet sich im restaurierten Herrenhaus Chacona aus dem 19. Jahrhundert, wo man u.a. eine große fotografische Sammlung über Pyramiden und stufenförmige Strukturen weltweit oder eine maßstabsgetreue Nachbildung des präinkaischen Sonnengotts Kon Tiki begutachten kann. Das Auditorium und die Expeditionssäle beinhalten Ausstellungen über den Forscher Heyerdahl selbst sowie Modelle seiner Boote, unter anderem einen Nachbau der berühmten Ra II in Originalgröße.

Ein Besuch des ethnographischen Parks von Güímar lohnt sich aber nicht nur wegen der Pyramiden, sondern auch wegen seiner Gartenanlage, die über viele Aspekte der Kultur, Geschichte und Ethnographie der Kanaren informiert.

Auf der „Botanischen Route“ kann man eine große Anzahl von endemischen Pflanzenarten kennenlernen, die auf dem kanarischen Archipel zu Hause sind.

Dazu gehören die Kanarische Palme (Phoenix canariensis), der Cardón (Euphorbia canariensis), der Guadyl (Convolvulus floridus), die Kanarische Kiefer (Pinus canariensis) oder der berühmte Drachenbaum (Dracaena draco).

Ein besonders interessanter Naturschauplatz ist der „Geheimgarten“, in dem mehr als 70 giftige Pflanzenarten wachsen. In dieser einzigartigen Ausstellung kann der Besucher einige der gefährlichsten Pflanzen weltweit kennenlernen. Die Grünfläche übt nicht nur wegen der unterschiedlichen Artenvielfalt von Bäumen, Palmen, Sträuchern, Kletter-und Wasserpflanzen einen außergewöhnlichen Reiz aus, sondern auch weil Informationstafeln über die Mythen und Legenden der verschiedenen Gifte Auskunft geben und die medizinische Nutzung einiger Pflanzenarten, den Giftigkeitsgrad und die geografische Herkunft sämtlicher botanischen Exemplare erklären.

Der „Geheimgarten“ führt auf eine ansprechende Art Kinder und Erwachsene in die Welt der Giftpflanzen ein. Das lebende Museum bietet aber auch Schülern und Studenten, Gartenfreunden, Botanikliebhabern und Pharmazeuten zahlreiche Möglichkeiten, in einem friedlichen Umfeld die interessantesten Aspekte der Natur der Giftpflanzen zu entdecken.

Die Ausstellung „Rapa Nui-Polynesien:. Extreme Survival“, die von der Stiftung „Mata Ki Te Rangi“ (Osterinsel) entwickelt wurde, soll das Bewusstsein für eine der erstaunlichsten und spannenden Geschichten der Welt wecken: die Errungenschaften der polynesischen Gesellschaft.

Der Ethnographische Park ist täglich von 9.30 bis 18.00 Uhr geöffnet.
www.piramidesdeguimar.es

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