DLG-Trendmonitor Lebensmitteltechnologie 2012

Investitionen und Maßnahmen zur Steigerung der Lebensmittelsicherheit ein Schwerpunkt – Hohe Investitionsbereitschaft der Milchindustrie – Informationsbedarf beim Thema Automatisierung

Als Mitveranstalter der Anuga FoodTec hat die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) eine Umfrage zum aktuellen Investitionsklima sowie zu bedeutenden Trends in der deutschen Lebensmittel- und Getränkeindustrie durchgeführt. Die Ergebnisse des DLG-Trendmonitors zeigen, dass vor allem die Milchindustrie in den nächsten drei Jahren verstärkt in neue Technologie investieren will. Branchenübergreifend beabsichtigen Unternehmen, vor allem in das Thema Lebensmittelsicherheit zu investieren. Das Interesse der Lebensmittel- und Getränkehersteller an Trendthemen wie “minimal processing”, Hochdrucktechnologie, Nanotechnologie sowie Automatisierung steht branchenübergreifend hoch im Kurs. Angesichts mangelnder Erfahrungen ist das Informationsbedürfnis der lebensmittelproduzierenden Unternehmen allerdings hoch und sollte von den Technologieproduzenten entsprechend bedient werden.

Im Rahmen des DLG-Trendmonitors Lebensmitteltechnologie, den die DLG erstmalig durchgeführt hat, wurden im Zeitraum September bis Dezember 2011 rund 280 Lebensmittel- und Getränkehersteller aus dem deutschsprachigen Raum zu kurz- und mittelfristigen Investitionsabsichten sowie zu den wichtigsten Technologietrends befragt. Neben der Geschäftsführung beteiligten sich Mitarbeiter aus den Bereichen Marketing, Produktion, Produktentwicklung sowie der Qualitätskontrolle aus nahezu allen Bereichen der Lebensmittelherstellung an der Umfrage zum DLG-Trendmonitor. 10,2 % der befragten Unternehmen beschäftigten zwischen einem und neun Mitarbeiter, 19,2 % zwischen 10 und 49, 31,7 % zwischen 50 und 249 sowie 38,9 % letztlich mehr als 249 Mitarbeiter, so dass der DLG-Trendmonitor auch hinsichtlich der Unternehmensgrößen einen repräsentativen Querschnitt darstellt.

Geplante Investitionen

Um einen Überblick über die beabsichtigten Investitionen der deutschen Lebensmittel- und Getränkeindustrie zu bekommen, wurde gefragt, ob der jeweilige Betrieb noch in diesem oder/sowie in den nächsten drei Jahren zu investieren beabsichtigt, und in welcher Höhe diese Investitionen geplant sind. Ein kurzfristiges Engagement, nämlich noch in 2012 investieren zu wollen, wurde von 117 Betrieben angegeben, weitere Investitionen in den nächsten drei Jahren von 88 Betrieben. Hinsichtlich geplanter Investitionen in 2012 planen acht Unternehmen Neuanschaffungen in Höhe von einer halben bis zu einer Million Euro, während 38 solche in Höhe von über einer Million Euro ins Auge gefasst haben. Die umfangreichsten Maßnahmen sind in der „Milchindustrie“ geplant, in der 13 Unternehmen Investitionsplanungen oberhalb von einer Million Euro angeben. Für die nächsten drei Jahre gaben 20 Unternehmen an, Investitionsvorhaben oberhalb von einer Million Euro tätigen zu wollen. Dabei zeigt sich, dass die „Milchindustrie“ auch hier ein umfangreiches Engagement plant, ein Ergebnis, dass sich auch mit anderen aktuellen Umfragen deckt.

Investitionsbereiche

Die meisten Investitionen sind im Produktionsbereich vorgesehen, wobei die Bereiche Verpackung, Lager und Lebensmittelsicherheit relativ gleichrangig nachfolgen. Im Mittelpunkt stehen dabei Maßnahmen zur Steigerung der Lebensmittelsicherheit. Damit kommen die Lebensmittel- und Getränkehersteller ihrer Verantwortung nach und reagieren außerdem auf die steigenden Forderungen des Handels und der Verbraucher.

Auf die Frage nach der Art der vorgesehenen Investitionen stehen Investitionen zur Steigerung der Effizienz branchenübergreifend an der Spitze. Es folgen Investitionen in die Kapazitätserweiterung. Auf das Gesamtergebnis bezogen, rangieren Investitionen zur Ersatzbeschaffung sowie zur weiteren Automatisierung etwa auf gleichem Niveau.

Investitionen in die Automatisierung

Im Zusammenhang mit der zunehmenden Automatisierung wurde die Frage gestellt, wie die Bedeutung des Einsatzes von Robotern im Unternehmen in den nächsten fünf Jahren gesehen wird. Die Unterschiedlichkeit der Einschätzungen ist branchenspezifisch, doch scheint sie bisher noch unabhängig von der Betriebsgröße zu sein. Zu einem erheblichen Teil dürfte die Unterschiedlichkeit der Einschätzungen aber damit zusammenhängen, dass oftmals noch kein klares Bild über die Möglichkeiten und Vorteile eines Robotereinsatzes in den einzelnen Betrieben besteht. Dies deckt sich mit Erfahrungen aus dem Seminar- und Tagungsbereich, wo Anwendungsbeispiele und entsprechende Erfahrungsberichte besonders gefragt sind.

Relevanz in den nächsten fünf Jahren

Im Rahmen des DLG-Trendmonitors 2012 wurden nicht nur Fragen zum Investitionsklima gestellt. Vielmehr wurde auch eine Reihe von aktuellen Innovationen, Themen und Trends angesprochen. Konkret wurden die Teilnehmer nach ihrer Meinung gefragt, welche Bedeutung die angesprochenen Aspekte wohl in den nächsten fünf Jahren für die Produktion in ihrem eigenen Unternehmen haben würden.

Minimal Processing
„Minimal processing“ ist ein Sammelbegriff für alle Verarbeitungsverfahren, durch welche die produkteigenen Frische-Attribute eines Lebensmittels so wenig wie möglich verändert werden, die aber gleichzeitig eine Haltbarkeit ermöglichen, die den Transport des Lebensmittels vom Produzenten zum Konsumenten gewährleistet. Um der Forderung der Verbraucher nach möglichst naturnahen, wenig technisch be- oder verarbeiteten Lebensmitteln entgegen kommen zu können, gewinnen derartige Verfahren immer mehr an Bedeutung. Rund 60 Prozent der Befragten sagen, dass den Verfahren des „minimal processings“ eine sehr wichtige bis wichtige Rolle zukommt. Dabei ist eine eindeutige Abhängigkeit von der Branche zu erkennen: So ist “minimal processing” vor allem bei Tiefkühlprodukten von großer Bedeutung. In der Wichtigkeit geringer schätzen Unternehmen der Getränkebranche sowie Produzenten von Gewürzen, Würzen und Saucen dieses Thema ein.

Clean Label
Die Verwendung von Zusatzstoffen bei der Herstellung von Lebensmitteln ist ein sensibles Thema bei Verbrauchern/Verbraucherschützern und in der Folge auch zunehmend beim Handel, weshalb Anstrengungen unternommen werden, deren Einsatz zu minimieren. Das Stichwort in diesem Zusammenhang ist „clean label“ oder „clean labeling”. Gemeint ist damit der Verzicht oder die Einschränkung der Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen bei der professionellen Herstellung von Lebensmitteln. Wie wichtig dieses Thema in der gesamten Lebensmittelindustrie gesehen wird, zeigen die Reaktionen im DLG-Trendmonitor: 135 der 164 zu diesem Thema abgegebenen Antworten stufen „clean labelling“ als sehr wichtig bzw. wichtig ein.

Hochdrucktechnologie
Die Hochdruckbehandlung – High Pressure Processing = HPP – gehört zu den neuen und innovativen Technologien, die zunehmend Eingang in die Lebensmittelindustrie halten. Ein besonderer Pluspunkt dieses alternativen Verfahrens zur Konservierung von Lebensmitteln ist die Tatsache, dass damit die Natürlichkeit und ursprüngliche Frische der behandelten Lebensmittel weitgehend erhalten bleibt. HPP-Verfahren, so ein weiteres Ergebnis des DLG-Trendmonitors, werden vor allem in den Bereichen „Fleisch /Geflügel“, „Milch/Milchprodukte/Käse“, “Süßwaren/Feinbackwaren“ sowie „Tiefkühlkost“ als wichtig erachtet. Allerdings geben viele Unternehmen auch an, bisher noch zu wenige Erfahrungen mit dieser Technologie gemacht zu haben, so dass man die Vor- und Nachteile derzeit noch nicht wirklich bewerten kann.

Gentechnik
Es gibt nur wenige Themen im Lebensmittelbereich, die in der Öffentlichkeit so intensiv und emotional diskutiert werden wie das des Einsatzes von gentechnischen Methoden im Rahmen der Lebensmittelproduktion. Angesichts der aktuellen Situation ist kaum anzunehmen, dass sich die Meinung der Verbraucher zum Thema Gentechnik schnell ändern wird. Trotzdem wurde gefragt, welche Bedeutung man der Gentechnik in
der Lebensmittelindustrie noch beimisst und dies getrennt für den Bereich der Rohstoffe und den der Zusatzstoffe. Teilergebnisse des DLG-Trendmonitors zeigen, dass trotz der allgemeinen Meinungslage das Thema als weiterhin wichtig eingeschätzt wird. Die Branchen, in der man der Gentechnik die größte Bedeutung beimisst, sind „Milch/Milchprodukte/Käse“, gefolgt von „Backwaren“ und „Fleisch/Geflügel“.

Nanotechnologie
Die Nanotechnologie zählt neben der Informations- und der Biotechnologie zu den Schlüsseltechnologien, an die von unterschiedlichen Seiten hohe Erwartungen für die zukünftige technische und technologische Entwicklung im Allgemeinen aber auch in der Lebensmitteltechnologie gestellt werden. Grundsätzlich stehen die Menschen der Nanotechnologie eher positiv gegenüber, doch wird die Akzeptanz schnell geringer, je direkter die Produkte auf den menschlichen Körper wirken. Nanotechnologisch hergestellten oder veränderten Zutaten und Zusätzen sowie nanotechnologischen Veränderungen von Lebensmitteln stehen die Verbraucher bereits heute sehr skeptisch bis ablehnend gegenüber. Dieses Spannungsfeld im Blick wurden auch drei Fragen zur möglichen Bedeutung der Nanotechnologie in der Lebensmittelindustrie gestellt, welche von 168 respektive 170 Teilnehmern beantwortet wurden.

Unter den Befragten des DLG-Trendmonitors Lebensmitteltechnologie wird die größte Bedeutung der Nanotechnologie derzeit dem Bereich der Verpackung beigemessen, was sich auch mit dem Stand der Technik und der Tatsache deckt, dass es bereits heute Verpackungen am Markt gibt, bei deren Herstellung Nanotechnologie zum Zuge kam. In absehbarer Zeit am geringsten wird dagegen die Bedeutung der Nanotechnologie im Bereich der Zusatzstoffe gesehen. Auf diesem Gebiet gibt es zwar vielfältige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, doch gibt es hier auch die meisten offenen, teilweise toxikologisch relevanten Fragen.

Alternative Rohstoffe
Vor dem Hintergrund eines weltweit stark expandierenden Bedarfs an Lebensmitteln einerseits und im Bewusstsein limitierter Lebensmittelrohstoffe andererseits wurde die Frage gestellt: „Welche Bedeutung werden Ihrer Meinung nach ‘Alternative Rohstoffe’ in den nächsten fünf Jahren in Ihrem Hause haben?“. Als Beispiele waren dabei mikrobielles Protein sowie Analogfleisch genannt worden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich in der Lebensmittelindustrie durchaus auch zu dieser Frage bereits Gedanken gemacht werden, wenngleich die Zahl derer, die die Bedeutung mit „unbedeutend“ beziffern, sehr dominant ist. Aber immerhin schätzen 29 der Befragten die Bedeutung als sehr wichtig bzw. wichtig ein und weitere 40 wollen den Aspekt nicht von vorneherein verdrängen.

Umweltschutz
Ein weiterer Fragenkomplex des Trendmonitors befasste sich mit dem Thema Umweltschutz. 87,8 % der Antworten bescheinigten dem Umweltschutz eine wichtige bzw. sehr wichtige Bedeutung. In diesem Zusammenhang wurde auch nach der voraussichtlichen Bedeutung des „Wasser-Fußabdrucks“ (water footprint) als Maß für die Gesamtmenge an Wasser, die für die Herstellung eines Kilogramms eines Lebensmittels benötigt wird, sowie des „CO2-Fußabdrucks“ (carbon footprint) gefragt, der ein Hilfsmittel zur Beurteilung der Klimaauswirkungen eines Produktes darstellt. Die Ergebnisse zeigen, dass dem CO2-Fußabdruck eine größere Bedeutung beigemessen wird als dem Wasser-Fußabdruck. Eine größere Bedeutung wird den beiden Kennzahlen wahrscheinlich nur beigemessen werden, wenn deren Angabe auf den Produkten gesetzlich oder beispielsweise durch den Handel gefordert wird.

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