Henriette Kirchner

Leibniz-Kolleg Potsdam zeichnet junge Wissenschaftlerin aus –
Publikationspreis an Henriette Kirchner – Der Publikationspreis des Leibniz-Kollegs Potsdam 2010 geht an
Henriette Kirchner vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE).

Fettsensor entdeckt

Übergewicht gilt weithin als zivilisatorische Folge von zu wenig
Bewegung und dauerhaft falschen Ernährungsgewohnheiten. Nur zu gern
werden die oft schwerwiegenden Folgen für das Herz-Kreislauf-System und
den Bewegungsapparat des Menschen verdrängt. Die Problemchen, so meinen
viele, lassen sich mit einer kleinen Diät und ein bisschen Nordic
Walking schon in den Griff bekommen: alles nur eine Frage des Willens.
Doch was ist eigentlich mit den körpereigenen Mechanismen? Wie entsteht
Übergewicht, was passiert dabei genau im Körper? Die Arbeit von
Wissenschaftlern wie Henriette Kirchner setzt genau hier an.
Ihre Versuche haben gezeigt, dass das Hormon Ghrelin den Appetit
steigert und es damit auch für Übergewicht verantwortlich sein könnte.
Ein hoher Ghrelinspiegel verlangsamt zudem den Stoffwechsel, hemmt die
Fettverbrennung und fördert damit den Körperfettansatz.
Allerdings muss das Hormon Ghrelin erst einmal durch die Ankopplung
bestimmter Fettsäuren aktiviert werden. Und dafür ist das kürzlich
entdeckte Enzym Ghrelin-O-Acyl-Transferase verantwortlich, kurz GOAT
genannt.

Henriette Kirchner hat die natürliche Regulation von Ghrelin und GOAT
bei Labormäusen untersucht. In einer kürzlich in der sehr renommierten
Fachzeitschrift Nature Medicine erschienenen Veröffentlichung beschreibt
sie außerdem die Auswirkungen einer Überproduktion oder gar des Fehlens
von GOAT. Sie konnte beweisen, dass GOAT zur Aktivierung des Hormons
bestimmte Fette nutzt, die mit der Nahrung aufgenommen werden – nicht
jedoch das körpereigene Fett. Damit ist es möglich, Ghrelin durch eine
gezielte Auswahl bestimmter Nahrungsfette anzuschalten.
Kirchners Studie zeigt, dass Ghrelin bislang von der Forschung zutiefst
missverstanden wurde: Das Hormon ist nicht der klassischer
Appetitmelder. Vielmehr könnte Ghrelin als eine Art „Fettsensor“
fungieren, um die aufgenommene Nahrung möglichst effektiv auszunutzen
und zu speichern. Die genetischen Modelle dieser Studie zeigen außerdem,
dass ein Verlust von GOAT zu einem niedrigeren Körpergewicht und einem
geringeren Körperfettanteil führt. Dies lässt den Schluss zu, dass
neuartige, GOAT-hemmende Medikamente in der Therapie gegen Übergewicht
eingesetzt werden könnten.

Die 1980 geborene Berlinerin Henriette Kirchner studierte bis 2005
Ernährungswissenschaft an der Friedrich-Schiller Universität Jena.
Nach dem Diplom wechselte sie in die USA, forschte zunächst an der
Upstate Medical University in Syracuse, New York, und von 2007 bis zum
Frühjahr 2010 an der University of Cincinnati, Ohio. In Zusammenarbeit
mit dem DIfE bearbeitete sie dort ihr Promotionsprojekt im Rahmen des
internationalen Leibniz-Graduiertenkollegs „Sensorische, endokrine und
metabolische Kontrolle der Nahrungsauswahl”.

Henriette Kirchner erhält den mit 2.500 Euro dotierten
Publikationspreis des Leibniz-Kollegs Potsdam für junge
Nachwuchswissenschaftler. Sie zeichnet sich durch eine hervorragende
Publikationstätigkeit und ungewöhnlich hohe Produktivität vor ihrer
Promotion aus und war darüber hinaus bereits als junge Wissenschaftlerin
dazu eingeladen, einen internationalen Übersichtsartikel zu schreiben.

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