Der britische Biolebensmittelmarkt

Cass Business School veröffentlicht Studie zum britischen Biolebensmittelmarkt

Oftmals wird die britische Landwirtschaft mit BSE-verseuchtem Rindfleisch und der Maul- und Klauenseuche bei Schweinen in Verbindung gebracht. Seit 1996 ist jedoch der Biolebensmittelmarkt in Großbritannien auf Erfolgskurs.

Während in Deutschland das staatliche sechseckige Bio-Siegel für die Einhaltung der europäischen Öko-Vorschriften bürgt und ab dem 1. Juli Biolebensmittel mit dem neuen, europaweit einheitlichen Biologo gekennzeichnet werden, steckt der britische Biolebensmittelmarkt jedoch noch vergleichsweise in den Kinderschuhen, wie die Ergebnisse einer Studie der Cass Business School zeigen.

Die Studie Factors that Influence the Purchaise of Organic Food beruht auf der Auswertung von Verbraucherüberlegungen hinsichtlich des Preises und des gesundheitlichen Mehrwerts von Biolebensmitteln, umfangreichen Interviews mit Köchen, einem Konsumenten und einem Lebensmittellieferanten.

Anerkannte Gütesiegel

Anerkannte Gütesiegel bieten dem Verbraucher eine Orientierungshilfe beim Kauf von Biolebensmitteln. In Großbritannien gibt es gemäß der Studie bisher keine einheitlichen Botschaften bezüglich biologisch angebauter Lebensmittel. Dennoch besteht ein dringender Bedarf nach leicht erkennbaren Gütesiegeln. Jay Dickieson, Koautor der Studie, sagt: „Falls die breite Masse der Verbraucher erreicht werden soll, müssen die Einzelhändler eindeutiger und transparenter in ihren Botschaften und der Vermarktung von Biolebensmitteln sein.“

Von der Fairhandelsbewegung lernen
Nach Ansicht von Dr. Caroline Wiertz, Dozentin für Marketing an der Cass Business School, könnte die Biolebensmittelindustrie von der Fairhandelsbewegung lernen. Dazu Wiertz: „Das Fair-Trade-Gütesiegel der internationalen Dachorganisation Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) ist anerkannt und macht Produkte aus Fairem Handel für die Verbraucher als solche erkennbar. Etwas Vergleichbares gibt es für Biolebensmittel in Großbritannien nicht. Die britische Biolebensmittelindustrie muss es schaffen, Struktur in den Markt zu bringen und eine Reihe von Richtlinien aufstellen, die es erlauben, ein staatlich anerkanntes Gütesiegel zu entwickeln, das von sämtlichen Verbrauchern erkannt wird.“

Hohe Preise beeinflussen Kaufentscheidung
Biolebensmittel sind teurer als nicht mit einem Gütesiegel gekennzeichnete Lebensmittel. Im Hinblick auf die Preise fand die Studie heraus, dass höhere Preise für biologisch angebaute Lebensmittel Qualitätsbewusstsein hervorriefen, sie jedoch auch als Kaufhindernis angesehen werden müssen.

Vince Mitchell, Professor für Verbrauchermarketing an der Cass Business School, hebt den Einfluss des Preises auf die Kaufentscheidung hervor, insbesondere während der Konjunkturschwäche: „Dass die Erlöse der Biobranche leicht gesunken sind, liegt zum Teil an den Preisunterschieden zwischen konventionellen und biologisch angebauten Lebensmitteln, aber auch am mangelnden Erfolg, die breite Masse für Biolebensmittel zu gewinnen.“

Obwohl die Preisunterschiede ein Kaufhindernis darstellen, stellte die Cass-Studie fest, dass Qualitäts- und Gesundheitsbewusstsein und die Besorgnis bezüglich Lebensmittelsicherheit einen positiven Einfluss auf die Verbraucher ausübten. Auch umweltbezogene Aspekte, wie der Bedarf nach Alternativen zu intensiven Ackerbaumethoden und Erdölvorkommen spielen verstärkt eine Rolle.

„Langsam beginnen die Verbraucher zu verstehen, dass die Nahrungsmittelpolitik der späten 70er Jahre auf der Annahme beruhte, über unerschöpfliche Vorkommen an Erdöl, Land, Wasser und Böden zu verfügen“, sagt Tim Lang, Professor für Lebensmittelpolitik an der City University. „Die Biolebensmittelindustrie demonstriert Nachhaltigkeit und sollte schon allein deshalb unterstützt werden.“

www.cass.city.ac.uk

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