Zander aus dem Karpfenteich

Minister Woidke wirbt für Brandenburger Knowhow:

Zander aus dem Karpfenteich

Wenn Brandenburger Fischwissenschaftler Erfolg haben, dann müssen Karpfenteiche zukünftig um ihren Namen bangen. Die sollen jedenfalls auch Heimat eines der begehrtesten Edelfische werden – für den Zander, auch Sander, Schill, Hechtbarsch, Zahnmaul oder Fogasch genannt. Weil weltweit immer weniger Zander ins Netz gehen, arbeiten Wissenschaftler am Potsdamer Institut für Binnenfischerei (IfB) daran, Zander mit ungewohntem Trockenfutter in Karpfenteichen zu halten. Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) hat heute gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Euloer Teichwirtschaft Christoph Junghanns erstmals junge Zander in die Euloer Karpfenteiche entlassen. Das Heranwachsen der Fische wird vom IfB wissenschaftlich begleitet werden. Woidke: „Mit dem Projekt eröffnen sich für Teichwirte neue Chancen. Zu Brandenburg gehören traditionell Fischteiche, in denen zumeist Karpfen gezüchtet werden. Die Nachfrage geht jedoch zugunsten anderer Speisefischarten zurück, insbesondere macht der Zander dem Karpfen Konkurrenz.“

In der Teichwirtschaft Brandenburgs beträgt der Anteil des Karpfens mehr als 90 Prozent. So besteht gegenwärtig eine starke Abhängigkeit von einer einzigen Fischart.

Außerdem stehen die Teichwirte in Brandenburg vor einer Reihe von Problemen, die ihre wirtschaftliche Existenz ernsthaft gefährden können. Dazu gehören steigende Futtermittel- und Energiepreise, hohe Verlustrisiken durch eine seit einigen Jahren bereits in anderen Bundesländern grassierende Viruskrankheit der Karpfen sowie Verluste durch Kormorane. Nicht zuletzt auch die sinkende Nachfrage nach Speisekarpfen, insbesondere bei jungen Leuten, macht den Teichwirten zu schaffen.

Als bekannter und begehrter Speisefisch, aber auch für den Besatz natürlicher Gewässer, bietet der heimische Zander ein ausgezeichnetes Vermarktungspotenzial. Die Nachfrage in Deutschland kann bei weitem nicht mehr aus der heimischen Fischerei gedeckt werden. Deshalb muss der Handel einen Großteil der im Land vermarkteten Speisezander aus dem Ausland, vornehmlich aus Russland oder Kasachstan beziehen.

Wies die internationale Fangfischerei Mitte der Fünfzigerjahre noch einen Zanderertrag von rund 44.000 Tonnen pro Jahr auf, so konnten in den vergangenen Jahren nur noch etwa 16.000 Tonnen Zander angelandet werden. Neben dem stark sinkenden Angebot führt die durch immer längere Transportwege häufig unzureichende Qualität der importierten Zander zu einer verstärkten Nachfrage nach lebendfrischer Ware.

Um den Zander als alternative Art in der Karpfenteichwirtschaft zu etablieren, bedarf es der Entwicklung neuer Technologien, denn Zander sind von Natur aus an das Leben in Flüssen und Seen angepasst. Sie sind ausgesprochene Raubfische, die in Teichen nur geringe Mengen geeigneter Nahrung finden und sich nur im Jungfischstadium und vergleichsweise schwierig an die in der Fischzucht üblichen Trockenfuttermittel gewöhnen lassen. Am IfB konnten in den vergangenen Jahren Verfahren zur Adaptation von Zandern an Trockenfutter bereits im Larvenstadium etabliert werden. Es konnte gezeigt werden, dass Zander auf Trockenfutterbasis bei hervorragender Futterausnutzung bis zur Speisefischgröße aufzuziehen sind.

Für eine gute Wachstumsleistung bedarf es beim Zander Wassertemperaturen oberhalb von 18 Grad. Für die Zanderhaltung unter den klimatischen Bedingungen Brandenburgs ist es somit äußerst wichtig, die warmen Monate möglichst vollständig auszunutzen und bereits Ende Mai/Anfang Juni robuste und an Trockenfutter gewöhnte Zandersetzlinge für den Besatz der Teiche zur Verfügung zu haben. Zander laichen jedoch erst im Mai und geeignete Größen für Aufwuchsteiche würden erst in der zweiten Jahreshälfte zur Verfügung stehen. Daher war es ein wichtiger Schritt zur Aufzucht von Zandern in Karpfenteichen, als am IfB durch Licht- und Temperatursteuerung in speziellen Becken eine etwa zweimonatige Vorverlegung der Laichzeit beim Zander gelang. Und das ganz ohne den Einsatz von Hormonen oder hormonähnlicher Stoffen.

Nun müssen Informationen über geeignete Besatzdichten, Fütterungsstrategien sowie Fang-, Ernte-, Transport- und Überwinterungstechniken für die einzelnen Größenklassen gewonnen werden. Hierzu werden in einem aktuellen Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit teichwirtschaftlichen Betrieben die frühzeitig im Jahr geschlüpften Zander in Karpfenteiche gesetzt und unter praxisüblichen Bedingungen aufgezogen. Während der Aufzucht werden alle wichtigen Kenngrößen zu Klima und Teichwasserqualität, zum Wachstumspotenzial und zur Futterausnutzung unter wissenschaftlicher Begleitung erfasst.

Sende
Benutzer-Bewertung
5 (1 Stimme)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.