Erdbeerernte in Brandenburg startet

Am kommenden Mittwoch (3. Juni) eröffnet Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke für die „Königin“ der Beerenobstarten die Brandenburger Erdbeersaison 2009 auf den Feldern des Obstguts Franz Müller in Wesendahl (Landkreis Märkisch-Oderland – www.obstgut-franz-mueller.de ): „Für Brandenburgs Gartenbau ist die Selbstpflücke einer der wichtigsten Vermarktungswege. Gerade im Gartenbau sind kurze Wege der wichtigste Garant für Frische und Geschmacksvielfalt. Leider reicht das Angebot aus Brandenburg bei weitem nicht aus. Wir nutzen die Saisoneröffnung deshalb auch dazu, engagierte Obstbaubetriebe zu unterstützen und werben dafür, den Erdbeeranbau wieder auszuweiten.“

 

Die Gartenerdbeere ist ein Kulturgut, sie ist das Ergebnis mühevoller Arbeit von Generationen von Züchtern. Sie zählt zu den beliebtesten Obstarten. 96 Prozent haben in einer aktuellen Umfrage angegeben, dass sie Erdbeeren gern essen. Die Kulturerdbeere trägt als botanischen Namen „Fragaria ananassa" Ananaserdbeere. Ihre Schwester in der Natur ist winzig klein, hat ein wunderbares Aroma in ihrer Frucht versteckt und ist nicht mehr überall zu finden. Aber es gibt sie noch – die Walderdbeere.

 

Amerikaner verdrängten die Europäer

 

Im Mittelalter gab es bereits große Anbauflächen, auf denen die Walderdbeeren kultiviert wurden. Zahlreiche Kulturmethoden waren bekannt, um die Reife zu beschleunigen oder die Ernte zu verlängern. Nur die Fruchtgröße der aromatischen Winzlinge ließ sich durch nichts verbessern. So ist sie bis heute eine kaum fingernagelgroße Frucht.

 

In der Neuen Welt fanden französische Siedler entlang des kanadischen Sankt-Lorenz-Stroms leuchtend scharlachrote Erdbeeren, die sehr aromatisch schmeckten und zugleich recht groß waren. Als „Amerikanische Scharlacherdbeere“ fand diese langkegelförmige Frucht raschen Eingang in die botanischen Gärten Europas. Englische Siedler entdeckten in Virginia eine weitere Form der Schlarlacherdbeere, mit fast kugelrunden Früchten. Nach diesen Entdeckung verschwand die Walderdbeere als Kulturform und ist nun wieder wild im Wald zu finden.

1820 gab es bereits 70 Sorten der Scharlacherdbeeren. Auch die direkten Vorfahren der großen roten Erdbeeren, die heute den heimischen Markt bestimmen, kommen aus Übersee. Sie sind keine Züchtung aus der europäischen Walderdbeere. Inzwischen sind weit über tausend http://www.beerenstark.de/wissen/sorten.html Kulturerdbeeren bekannt und in jedem Jahr kommen neue hinzu.

 

Anbau in Brandenburg

 

In Brandenburg unterliegen die Erdbeererträge im Freiland klimatischen Unbilden wie Winterkälte und lang anhaltender Trockenheit während der Hauptwachstumsphase der Früchte. 2008 war das durchschnittliche Ertragsniveau mit 44 Dezitonnen je Hektar im Freilandanbau mit deutlichem Abstand das niedrigste bundesweit. Dies umso mehr, da bereits Ende der Achtzigerjahre im Havelländischen Obstbaugebiet Erträge von mehr als 100 Dezitonnen je Hektar erzielt wurden. Mit 300 Hektar Anbaufläche im Jahr 2008 verfügt Brandenburg nach Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern über die drittgrößte Erdbeeranbaufläche in den neuen Bundesländern. In Deutschland steht der Anbau flächenmäßig an zehnter Stelle. Hinzu kommen 3 Hektar Anbaufläche unter Glas mit einem durchschnittlichen Ertrag von 2,86 Kilogramm je Quadratmeter. Anbauschwerpunkte finden sich am Rand des Spreewalds im Spree-Neiße-Kreis, im Berliner Umland (Landkreise Potsdam-Mittelmark und Oberhavel) und im Obstanbaugebiet von Frankfurt (Oder).

 


Bei der Sortenstruktur dominierte die Sorte „Elsanta“ für den Marktanbau, weiterhin werden die Sorten „Darselect“, „Sonata“, „Honeoye“ und „Alba“ angebaut. Für die Direktvermarktung werden weiterhin bei den Frühsorten „Elvira“, in der mittleren Reifezeit die Sorten „Korona“ und „Tenira“ sowie einige Spätsorten verwendet.

 

Regionale Produktion kann die Nachfrage nicht decken

 

Legt man in Ermangelung regionaler Daten den deutschen Durchschnittsverbrauch aus Markterzeugung (ohne Hausgärten) von 303,7 Kilogramm frischer Erdbeeren je 100 Einwohner zugrunde, so ergibt sich folgendes Bild: Rund 18.000 Tonnen werden in Berlin und Brandenburg verzehrt, aber nur 1.300 Tonnen Erdbeeren stehen in der Region aus eigener Produktion zur Verfügung: Die Sättigung des Marktes aus heimischer Produktion macht damit nur 7,31 Prozent aus. Stellt man die Absatzwege von Frischobst und Erdbeeren gegenüber, wird deutlich, dass für Erdbeeren gute Chancen für die Ausdehnung der regionalen Produktion bestehen, da der Erdbeerabsatz insbesondere im Bereich der Discounter eine deutlich geringere Rolle spielt.  

 

Ein bisher in der regionalen Erzeugung unterschätztes Segment ist die Produktion von Bio-Erdbeeren in Premium-Qualität, deren Nachfrage bisher nahezu vollständig durch Importe gedeckt wird.

 

Eine Ausdehnung des Anbaus ist insbesondere für kapitalstarke Unternehmen sinnvoll, wenn sie dadurch vorhandene Flächen-, Technik- und Arbeitskapazitäten besser ausnutzen können. Ob Landwirtschaftsbetriebe verstärkt in den Anbau von Erdbeeren wechseln, hängt von der Preisentwicklung im Marktfruchtanbau ab.

 

Klimatisch bedingt, dominieren Angebote aus südlichen Regionen zu Saisonbeginn den hiesigen Markt, während die regionale Produktion erst deutlich später und wiederholt zu Zeiten von Angebotsspitzen auf den Markt kommt. Negativ verstärkend wirkten in den letzten Jahren sehr preiswerte Angebote aus Osteuropa auf dem Berliner Großmarkt. Im Ergebnis entsprach das Preisniveau oft nicht den Erwartungen der Produzenten.

 

Versorgungszeit mit Erdbeeren aus Brandenburger Anbau

 

Von Mitte bis Ende April/Mai kommen einheimische Erdbeeren aus Gewächshauskulturen. Von Ende Mai bis Mitte Juni stammen die Früchte aus verfrühter Freilandkultur (Abdeckung mit Lochfolie), Mitte Juni bis Mitte Juli aus Freilandkultur.

Anfang Juli bis Ende Juli sind sie aus Terminkulturen (spezielles Anbauverfahren im Freiland, Verspätung durch Wahl des Pflanztermins und speziell angezogenes Pflanzgut).

Von August bis September bestimmen mehrmals tragende Sorten das Angebot. Von September bis November kommen Brandenburger Erdbeeren wieder aus Gewächshauskulturen.

 

 

Kurzcharakteristik einiger Erdbeersorten

 

Sorte

Reifezeit

Eigenschaften

Eignung

Alba

früh

Herkunft: Italien

Frucht: groß, konisch, hellrot, fest

Geschmack : säuerlich, schwach aromatisiert

Frischverzehr

Honeoye

früh

Herkunft: USA

Frucht: mittelgroß, rundlich, dunkelrot, mittelfest

Geschmack: säuerlich, schwach aromatisch

Pflanze anfällig auf Wurzelkrankheiten

Frischverzehr

Marmelade

Konserve

Elsanta

mittelfrüh

Herkunft: Niederlande

Frucht: groß – sehr groß, sehr fest

Geschmack: süß, schwach aromatisch

Pflanze anfällig für Wurzelkrankheiten

Frischverzehr

Darselect

mittelfrüh

Herkunft: Frankreich

Frucht: sehr groß, kegelförmig, mittelrot, fest

Geschmack: süß, aromatisch

Pflanze anfällig auf Spinnmilben und Mehltau

Frischverzehr

Polka

mittel

Herkunft: Niederlande

Frucht: mittel – groß, rundlich, dunkelrot, mittelfest

Geschmack: süß mit guter Säure, aromatische Pflanze, robust

Früchte mittel anfällig auf Botrytis

Frischverzehr

Marmelade

Konserve

Senga

Sengana

mittel

Herkunft: Deutschland

Frucht: mittel – klein, rundlich, dunkelrot, weich

Geschmack: süß mit guter Säure, aromatisch

Früchte sehr anfällig auf Botrytis

Frischverzehr

Marmelade

Konserve

Symphonie

mittel

Herkunft: Schottland

Frucht: groß, rundlich, mittelrot, sehr fest

Geschmack: süß, wenig aromatisch

Pflanze wenig anfällig auf Wurzelkrankheiten

Frischverzehr

Pegasus

spät

Herkunft: England

Frucht: groß – sehr groß, rundlich, mittelrot, fest

Geschmack : säuerlich, schwach aromatisch

Pflanze nicht anfällig für Verticillium-Welke

Frischverzehr

Pandora

sehr spät

Herkunft: England

Frucht: groß, rundlich, dunkelrot, mittelfest

Geschmack : säuerlich, schwach aromatisch

Busch sehr stark wachsend, Früchte anfällig für Botrytis

Frischverzehr

 

Das Obstgut Franz Müller wurde 1992 gegründet. Zehn feste und 80 Saisonkräfte sowie Lehrlinge bewirtschaften 214,6 Hektar. Neben den eigenen werden hier auch Produkte anderer Direktvermarkter aus der Region angeboten. Angebaut werden Äpfel (27 Sorten), Sauerkirschen (4 Sorten), Pflaumen (11 Sorten), Süßkirschen (10 Sorten), Erdbeeren (7 Sorten), Holunder (1 Sorte).

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